9 Todsünden beim Nähen

Schuldig oder nicht? Wir sind es sicher schon oft gewesen.

Eigentlich mag ich das Wort Todsünde nicht so gerne. Es klingt für mich so böse, nach Hölle und Verdammnis.

Aber es ist so passend, denn die folgenden 9 Todsünden beim Nähen, sind keine Fehler die aus versehen passieren, sondern bewusste Entscheidungen.

Hier jetzt die 9 Todsünden beim Nähen

Sünde #1: Nicht gemessen

Hast Du das auch schon einmal gemacht? Zugeschnitten ohne vorher zu messen, die Grössentabelle des Schnittmusterherstellers konsultiert um Dir die richtige Grösse auszusuchen?

Es lohnt sich wirklich mal kurz nachzumessen. Denn nur weil Du bei irgendeinem Klamottenladen Deiner Wahl eine 40 trägst, kann es trotzdem sein, dass Du beim Schnittmuster 38 oder eine 44 brauchst.

Das hängt ganz vom Hersteller ab.

Es ist auch leider so, dass in den letzten Jahren die 38 immer grösser wurde. Der Kunde kauft einfach lieber in einem Laden, in dem ihm (also eigentlich wohl ihr) die 38 passt, als dort, wo die 40 schon zwickt und man die 42 nehmen müsste.

Deshalb miss lieber nach. Es lohnt sich.

Unsere Grössentabellen sind immer in der Produktbeschreibung verlinkt.

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Sünde #2: Noch schnell …

Kennst Du das? Du bist schon müde und vielleicht auch ein bisschen genervt, weil Du schon lange an dem Projekt sitzt und denkst Dir: Ist doch nur noch der Saum oder nur noch das Absteppen. Das mach ich nur schnell.

Tue es nicht! Das geht nur selten gut aus.

Meine Oma hat in einer solchen Situation immer eine Geschichte von Til Eulenspiegel und dem Kutscher erzählt.

Till Eulenspiegel ging eines schönen Tages mit seinem Bündel an Habseligkeiten zu Fuss zur nächsten Stadt. Auf einmal hörte er, wie sich schnell Hufgeräusche näherten und eine Kutsche hielt neben ihm.

Der Kutscher hatte es sehr eilig und rief: „Sag schnell – wie weit ist es bis zur nächsten Stadt?“

Till Eulenspiegel antwortete: „Wenn Ihr langsam fahrt, dauert es wohl eine halbe Stunde. Fahrt Ihr schnell, so dauert es zwei Stunden, mein Herr.“

„Du Narr“ schimpfte der Kutscher und trieb die Pferde zu einem schnellen Galopp an und die Kutsche entschwand Till Eulenspiegels Blick.

Till Eulenspiegel ging gemächlich seines Weges auf der Straße, die viele Schlaglöcher hatte. Nach etwa einer Stunde sah er nach einer Kurve eine Kutsche im Graben liegen. Die Vorderachse war gebrochen und es war just der Kutscher von vorhin, der sich nun fluchend daran machte, die Kutsche wieder zu reparieren.

Der Kutscher bedachte Till Eulenspiegel mit einem bösen und vorwurfsvollen Blick, worauf dieser nur sagte: „Ich sagte es doch: Wenn Ihr langsam fahrt, eine halbe Stunde…“

Uns so ist es auch beim Nähen.

Sünde #3: Stoffempfehlung nicht beachtet

Wenn Du nach einem Schnittmuster nähst, steht meistens dabei für welche Art von Stoff es designt ist. Die grossen Unterschiede sind eigentlich: Für Stretch-Stoffe oder Nicht-Stretch-Stoffe.

Du solltest ein Schnittmuster, das für einen Jersey gemacht ist, nicht aus Webware nähen oder umgekehrt.

Ausnahmen bestätigen die Regel, aber so ist es halt nun mal.

Jersey oder Webware

Wichtig ist dann auch, dass Du den Fadenlauf beachtest. Achte darauf, dass der Stoff beim Zuschneiden wirklich gerade liegt. Gerade bei Musselin passiert es schnell mal, dass der Stoff schief liegt. Besonders, wenn der Stoff nicht gerade abgeschnitten ist.

Falls Du sie noch nicht kennst, das sind unsere 5 Tipps für den perfekten Zuschnitt.

Fadenlauf beachten

Wenn Du einen Stoff mit grossem Rapport verarbeiten willst, schau Dir an, ob Du vielleicht etwas mehr brauchst.

Bei diesem Muster zum Beispiel, war es mir wichtig, dass an der Seite die Streifen richtig aufeinander treffen. Das musste ich beim Stoffkauf berücksichtigen.

Es gibt also bei der Stoffauswahl einiges zu bedenken.

Sünde #4: Keine Probenaht gemacht

Neuer Stoff, neues Garn – mach einfach mal eine Probenaht.

Das ist umso wichtiger, wenn Du Discounter-Garn verwendest. Ach was, eigentlich sollte man das immer machen.

Man sieht dann schnell, ob man alles korrekt eingefädelt hat, ob die Fadenspannung stimmt – überhaupt, ob es Probleme gibt.

Das sieht man lieber auf dem Probestück, als beim eigentlichen Nähprojekt.

Wir nähen mit der Nähmaschine nur noch mit Markengarn. Bei der Overlock greifen wir auch mal zur Billigvariante.

Markengarn oder Discountergarn

Sünde #5: Sich über- oder unterschätzen

Manche überschätzen sich, andere unterschätzen sich. Beides ist nicht gut.

Wer sich unterschätzt, kann sich nur schwer oder nur sehr langsam weiterentwickeln.

Wer sich überschätzt, läuft leicht in eine Frustration oder produziert ein neues UFO (=unfertiges Projekt).

Optimal wäre es doch irgendwo dazwischen mit der richtigen Mischung aus Herausforderung und Routine.

Wenn es an einem Nährprojekt etwas gibt, was Du noch nicht kannst: ein bestimmter Kragen, eine Paspeltasche … oder ähnliches, dann Nähe doch gerade dieses Teil mal probe und übe vorher. Das Ergebnis wird es Dir danken.

Sünde #6: Kein Probestück genäht

Ich habe es gerade schon vorweggenommen.

Nähe ein Probestück, besonders, wenn Du ein kompliziertes Teil nähst, oder ein Kleidungsstück nach einem Schnittmuster von einem bisher unbekannten Schnittmusterhersteller. Man weiss erst, wie es rauskommt, wenn man es mal genäht hat.

Ich habe schon zu oft gedacht: Wenn ich das nochmal nähe, dann mach ich das so uns so.

Alte Spannbettlaken sind perfekt zum Probenähen

Zum Probenähen benutze ich sehr gerne alte Bettwäsche, Tischdecken oder Spannbettlaken für Jersey-Tests. Das klappt super und man kann damit ganz toll üben.

Aber man kann daraus auch andere tolle Sachen machen, wie das hier.

Sünde #7: Fehler ignorieren

Ignoriere nicht die kleinen Fehler. Sie wachsen sich gerne zu grossen Fehlern aus. Wenn Du es also bemerkst und die Möglichkeit hast, dann nimm Dir die Zeit und bessere aus. Lieber einmal mehr trennen. Das lohnt sich sehr.

Sünde #8: Nähfuß nicht gewechselt

Diese Sünde hat viel so viele Nähsünden mit Faulheit zu tun.

Ach, für diese Eine Naht wechsle ich doch jetzt nicht den Nähfuss.

Doch wechsle ihn. Es lohnt sich so sehr. Mit dem Teflonfuss nähst Du einfach besser über Wachstuch und Kunstleder und mit dem Reissverschlussfuss kommst Du einfach näher ran. Es gibt so viele Beispiele, bei denen es sich so sehr lohnt sich die paar Sekunden Zeit zu nehmen und den Nähfuss zu wechseln.

Eine Liste mit 6 Nähfüsse die man wirklich braucht, findest Du hier.

Achte Todsünde - Nähfuss nicht wechseln

Sünde #9: Nicht büglen

Ein Klassiker und vielleicht kannst Du es schon bald nicht mehr hören.

Aber das zeigt ja nur einmal mehr, wie wichtig es ist.

Bügeln.

Bügeln.

Bügeln.

Alles ist besser, wenn Du bügelst.

Den Stoff vorbügeln, die Naht ausbügeln.

Man lässt es so gern aus. Warum eigentlich?

Neunte Todsünde - nicht büglen

Wie ist das bei Dir?

Bist Du auch schuldig?

Wir sind es definitiv schon oft gewesen und geloben Besserung.

Schon allein, weil man sich sonst am Ende so oft ärgert. Es ist einfach besser, man macht die Dinge gleich richtig. Das ist im Leben ja häufig so.

Wie ist das bei Dir? Schreib uns doch mal einen Kommentar.