Bist Du glücklich beim Nähen?

Nähen macht Spass!
Nähen macht glücklich!
Nähen ist mein Yoga oder meine Therapie!

Das sind die gängigen Hashtags, die ich sehe, wenn ich auf Instagram zum Thema Nähen und Schnittmuster unterwegs bin und ja, so sollte es sein.
Aber ist es immer so?

Falls nicht, haben wir hier 9 Fragen für Dich, die Dir dabei helfen sollen, noch mehr Spass am Nähen zu haben, und das schon ab Deinem nächsten Nähprojekt.

1.  Frage: Passt das (zu mir)?

Damit ist nicht gemeint, ob Dir das Kleidungsstück passt.

Du nähst ja selbst und kannst es so nähen, dass es passt.

Frage Dich, wann Du es anziehen würdest. Passt das Kleidungsstück in Deinen Alltag oder zumindest zu einem Event, das Du bald besuchen möchtest? Es bringt ja nichts, etwas zu nähen, dass man nie anzieht, weil es einfach nie richtig reinpasst.

Dann Frage Dich, passt dieses Kleidungsstück zu meiner Figur bzw. zeigt es nur das, was ich auch zeigen will.
Nicht jeder fühlt sich mit einem tiefen Ausschnitt oder gar bauchfrei auch wohl. Vielleicht betont das Kleidungsstück einen Körperteil an Dir, den Du (aus welchen Gründen auch immer) nicht betonen willst. Dann näh etwas anderes oder näh es anders, denn Du wirst es nicht gerne anziehen wollen.

Frage Dich, ist das mein Stil?
Ist es zu romantisch, schlicht, grell, retro, elegant, leger … Hast Du etwas, das dazu passt, Schuhe, Handtasche … mit was kann ich es kombinieren? Auch das wird am Ende darüber entscheiden, ob Du es tragen wollen wirst oder nicht.

Hat das Oberteil oder Kleid einen Ausschnitt, der mir gefällt. Hat es einen V-Ausschnitt, dabei trage ich das nicht gerne, sondern lieber Rundhalsausschnitte oder umgekehrt. Vielleicht bin ich auch ein Fan vom U-Boot-Ausschnitt, dem Stehkragen oder Rolli. Du kannst solche Dinge mit etwas Übung leicht anpassen, aber Du musst es im Blick behalten. Wenn Du nicht weisst, was Dein Lieblings-Ausschnitt ist, dann schau Dir die Shirts an, in denen Du Dich besonders wohl fühlst, vielleicht erkennst Du dann ein Muster.

Und dann natürlich noch: passt es wirklich, im Sinne von: Vergiss nicht Mass zu nehmen und Deine Masse mit der Masstabelle des Schnittmusterherstellers abzugleichen. Dann weisst Du, ob Du etwas ändern musst oder nicht. Mach das vor allem jedes Mal. Jeder Hersteller hat andere Masstabellen. Du kannst nicht davon ausgehen, dass Du immer die gleiche Grösse wie bei XY nähen kannst.

2.  Frage: Ist das der richtige Stoff?

Bei der Stoffauswahl für Dein Nähprojekt gibt es einiges zu beachten, wenn Dich das Ergebnis glücklich machen soll

Wir finden es immer ganz wichtig darauf zu achten, wie ein Stoff gepflegt werden soll. Wir kaufen keine Stoffe, die in die Reinigung müssen und und in Ausnahmefällen Stoffe, die von Hand gewaschen werden müssen.
Handwäsche ist aufwändig und wer weniger Zeit mit der Wäsche verbringt hat mehr Zeit zum nähen.

Wenn Du Dich für ein Muster entscheidest, sei vorsichtig, Muster sind heikel, mit einem Muster ist es schnell mal zu viel (das finden wir zumindest). Einfach sind uni- und streifen-Designs. Aber sobald Motive drauf sind ist Vorsicht geboten. Wenn Du kannst halte Dir den Stoff vor und betrachte Dich im Spiegel. Ist es einfach zu viel? Ist das Muster zu gross oder zu klein. Es ist nicht einfach hier einen guten Griff zu landen.

Du solltest bei der Stoffauswahl ausserdem berücksichtigen, ob sich unter dem Stoff etwas abzeichnet oder nicht und falls ja entscheiden, ob Dich das stört. Gerade bei Viskose(-Jersey) kommt das gerne vor, dass sich unter dem Stoff die Unterwäsche oder auch das eine oder andere Speckröllchen abzeichnet.

Dann ist die Frage ist der Stoff zu leicht, dünn, schwer oder dick für dieses Projekt. Das hängt dann auch von Deinen persönlichen Vorlieben, der Jahreszeit und der Art deines Nähprojektes ab.

Achtung: Es ist nicht immer eine gute Idee ein Schnittmuster in Musselin umzusetzen, wenn es nicht dafür designt ist. Wenn Du gerne etwas aus Musselin nähen willst, dann schau Dir mal unsere Tunika Jasmin und das Kleid Miranda an. Diese Schnittmuster sind für Musselin designt, können aber auch aus anderen Stoffen genäht werden.

Wir haben vorhin bereits darüber gesprochen “Zeigt das Kleidungsstück auch nur, was ich zeigen will?” Das musst Du nicht nur bei Schnitt, sondern auch beim Stoff beachten. Manche Stoffe sind, vor allem, wenn es hinter Dir eine Lichtquelle gibt schnell durchsichtig und auch damit fühlt sich nicht jeder wohl. Wie ist das bei Dir? Frage Dich das und wähle den Stoff für Dein Projekt entsprechend aus.

3.  Frage: Kann ich das (schon)?

Jedes Nähprojekt hat seiner Herausforderungen und Du weisst ja: Herausforderungen sind Chancen. In diesem Fall sind es Chancen etwas Neues zu lernen oder Deine Fähigkeiten weiter zu verbessern.

Aber Du solltest diese neuen Fähigkeiten nicht unbedingt am fast fertigen Kleid üben, vor allem, wenn dann auch noch der Stoff etwas teurer war.

Schau Dir deshalb das Projekt genau an und frage Dich, kann ich das alles?

Kann ich: einen Reissverschluss annähen, Knopflöcher nähen (nicht nur eines, sondern mehrere in gleichem Abstand, kann ich ein Bündchen annähen, einen Ärmel einreihen, diese Art des Ausschnitts nähen und so weiter.

Nähe vielleicht ein Probestück aus einer alten Bettwäsche vielleicht. Oder nähe mal ein kürzeres Bündchen an ein längeres Stück Jersey, vielleicht kaufst Du Dir sogar einmal einen kurzen Reissverschluss und nähst ihn mit einem grossen Stich an ein Probestück an. Es ist wirklich eine gute Idee so etwas einmal auszuprobieren, bevor man es an einem Kleidungsstück macht, dass man später tragen möchte.

4. Frage: Habe ich das passende Equipment?

Je nach Nähprojekt brauchst Du verschiedenes Werkzeug. Das können grosse Dinge sein, wie eine Overlock oder Coverstich. Diese braucht man oft nicht wirklich, aber sie verbessern das Ergebnis wirklich sehr. Wenn Du keine Overlock hast, dann überlege Dir zumindest, mit welchem Stich deiner Nähmaschine Du das Projekt nähen kannst und ob Du, falls Du keine Coverlock hast, vielleicht eine Zwillingsnadel im Haus hast und diese stattdessen benutzen willst.

Vielleicht interessiert Dich dann auch unser Artikel: Elastische Stiche nähen mit jeder Nähmaschine.

Bei manchen Nähprojekten musst Du Knopflöcher nähen. Kann Deine Nähmaschine das? Was hast Du hier für Möglichkeiten.

Hast Du die nötigen Nähfüsse da? Vielleicht einen Reissverschlussfuss. Vielleicht ist Dein nächstes Nähprojekt sogar kein Kleidungsstück, sondern eine Tasche und Du willst Wachstuch verarbeiten, wäre es besser einen Teflonfuss zu haben. Solche Nähfüsse sind übrigens oft gar nicht teuer und die Anschaffung lohnt sich. Wir haben jetzt schon die 3 Brother-Nähmaschine und immer noch die gleiche Nähfusssammlung.

Wenn Dein Projekt viel Schrägband-schneiden enthält, dann bist Du froh, Du hast Schneidematte, Rollschneider und ein Quiltlineal.
Ja, es geht auch ohne, aber mit bekommst Du viel besseres Ergebnis.

Und dann wäre da noch das Bügeln. Bügeleisen und Bügelbrett haben sicher die meisten sowieso im Haus, aber wie sieht es mit einem Ärmelbrett, Bügelkissen oder einem Clapper aus?

Überlege Dir also so genau wie möglich, was Du brauchst, um dieses Nähprojekt zu nähen.

5. Frage: Sind Schnittänderungen erforderlich?

Wenn Du Kleidung nähst und keinen voll-normierten Körper hast, ist es oft eine gute Idee über Schnittänderungen nachzudenken. Wenn man das mal raus hat, ist es oft gar nicht so schwer und das Kleidungsstück sitzt dann auch viel besser.

Wenn Du Dir das nicht zutraust, kannst Du alle unsere Schnittmuster auch als Massschnittmuster bei uns bestellen.

6. Frage: Habe ich einen Plan B?

Gerade am Anfang, wenn man sich an ein neues Schnittmuster heranwagt, das vielleicht auch an der einen oder anderen Stelle etwas anspruchsvoller ist, sollte man sich fragen: Kann ich damit noch was machen, wenn es nicht perfekt wird?

Bei T-Shirts ist das einfach. Die werden bei mir in solchen fällen zu Schlafanzügen. Jersey-Klamotten werden gerne man zu Nur-für-zu-Hause-Kleidung oder wie man es heute nennt Loungewear.

Manches kann man vielleicht auch im Garten, Stall oder so tragen.

Es ist deshalb gut, es sich vorher zu überlegen, weil dann die Enttäuschung, wenn es nicht perfekt wird, nicht ganz so gross ist.

7. Frage: Habe ich genug Zeit und Muse für dieses Projekt?

Ja, man hat für alles Zeit, wenn man sie sich dafür nimmt. Blah blah blah.

Das stimmt zwar, aber es gibt einfach oft wichtigeres im Leben (und ich kann kaum glauben, dass ich das schreibe) als das Nähen 😲

Zeit zum Nähen zu haben ist aus mehreren Gründen sehr wichtig.
Zum einen wird es oft nichts, wenn schnell, schnell noch was näht. Bei mir hat das noch nie geklappt. Nicht beim Nähen und bei vielen anderen Dingen auch nicht.
Das andere ist, wenn man sich Zeit lassen will, aber dann nicht dazu kommt das Projekt fertigzustellen, dann produziert man so nur ein weiteres UFO (= unfertiges Objekt).

Wer will das schon. Glücklich macht es jedenfalls nicht.

8. Frage: Wer könnte mir vielleicht helfen?

Es kann beim Nähen passieren, dass man nicht weiter weiss. Vielleicht wird man aus der Anleitung nicht schlau oder steht einfach auf dem Schlauch. Dann ist es schön, man hat eine Person, die man fragen kann. Leider hat nicht jeder eine Nähfreundin. Daher hier noch einige Alternativen: FB-Gruppe, Näh-Forum, VHS oder ähnliches, Nähkurs, Nähkaffee)

9. Frage: Macht mich das Nähen selbst glücklich?

Ja, klar, wo Licht ist, ist auch Schatten und jeder Näherin flucht hin und wieder mit dem Nahttrenner in der Hand.
Aber so unterm Strich.
Machst Du es wirklich gern.
Macht Dich diese Art des Handwerks glücklich.
Nähen ist ein Hobby und es sollte Dir Spass machen.
Ich denke nähen muss ja keiner.

nähen für die aktuelle Saison